L e u c h t t u e r m e

C. H. L. Gartmann, Altona, Kakao- und Schokolade-Fabrik
S t e t s   w e c h s e l n d e   S e r i e n b i l d e r
Serienbilder Serie NR: 507

Bell-Rock

Leuchtturm auf Bell-Rock

Wir saßen eines Abends in der Offiziersmesse eines großen Hamburger Frachtdampfers beim steifen Grog und erzählten nautische Erlebnisse.
Dabei kam auch das Gespräch auf Leuchttürme.
"Ja," sagte der alte Kapitän, "Leuchttürme gibt's Gott sei Dank 'ne schwere Menge, alte und neue.
Da kam ich z.B. erst vor drei Monaten an der Ostküste von Schottland an Bell Rock vor bei.
Das ist'n einsames, wüstes Felseneiland, nahe bei der Mündung des Firth-of-Tay, südöstlich von Arbroath.
Bell Rock heißt, wie Sie vielleicht wissen, meine Herren, zu deutsch "Glockenfels".
Diesen Namen verdankt der Felsen einer Glocke, die einst der Abt von Arbroath dort aufhängte, da mit sie mit ihrem Geläute ankommende Schiffer vor den Riffen warne.
Früher genügte diese Glocke, aber seit 1811 steht dort ein großer Leuchtturm, dessen weitstrahlendes Licht schon manches Schiff vor dem Untergang bewahrt hat."


Pharus

Der Pharusleuchtturm

"Halloh, Steward!" rief der Kapitän, "noch eine Flasche von dem alten Rum. Der Grog wird flau."
Dann erzählte er weiter: "Ein ganz berühmter Leuchtturm," sagte er, "ist der Pharusleuchtturm des alten Alexandriens.
Seit dem Jahre 1317 existiert er aber nicht mehr. Er war 'wohl der erste Turm dieser Art und gehörte zu den sieben Wunderwerken der alten Welt. Und ein Wunderwerk war's auch für damalige Zeiten.
Der biedere Pharao Ptolomäus 1., auf dessen Befehl er errichtet und im Jahre 283 v. Chr. in einer Höhe von 160 m vollendet wurde, muß ein sehr vernünftiger Herr gewesen sein, der wußte, was der Schifffahrt und zugleich dem Wohlstande seines Landes nützen konnte.
Er hat ihn gleich so stark bauen lassen, daß er 1500 Jahre Wind und Wetter getrotzt hat.
Das sollen wir ihm erst mal nachmachen l"
Eddy

Leuchtturm von Eddystone

"Manches Schöne Schiff ist da schon zum Teufel gegangen," brummte unser heute ausnahmsweise redseliger Kapitän und stopfte sich von neuem die kurze englische Shagpfeife.
"Und auch manches Menschenleben hat der Englische Kanal schon vernichtet.
Wenn die Leuchttürme nicht wären, dann sähe es noch viel schlimmer aus für uns Seeleute.
Da sind z. B. die Klippen von Eddystone ganz gefährliche Dinger. Sie liegen vor der Küste von Cornwall, ungefähr 24 km von Plymouth entfernt.
Schon -1696 wurde dort ein Leuchtturm erbaut, den aber im Jahre 1703 die Wellen einer gewaltigen Sturmflut verschlangen.
Man baute natürlich einen neuen; aber dieser wurde 1755 durch eine Feuersbrunst vernichtet.
Dem jetzigen haben die Naturgewalten bisher noch nichts anhaben können. Fest und sicher steht er in der Brandung, und treu und brav zeigt er dem Seemann den Weg."
Roter Sand

Leuchtturm auf Neuwerk.

Von den Leuchttürmen an der englischen Küste kam die Rede auf die an der deutschen.
"Auch hier," fuhr der Kapitän fort, "sind interessante und vor allen Dingen nutzbringende Leuchttürme vorhanden, die den großen Seeschiffen das Fahrwasser, Sandbänke und Klippen anzeigen.
Fährt man aus der Elbe heraus, dann sieht man kurz hinter Cuxhaven backbords voraus den Leuchtturm von Neuwerk.
Er zeigt dem Schiffsführer die gefahrdrohende Nähe der Watten, aus denen die kleine, zum hamburgischen Amte Ritzebüttel gehörende Insel Neuwerk nur wenig hervorragt.
Der Leuchtturm ist, wie schon seine einfache, viereckige Bauart beweist, sehr alt.
Aber er hat gute Dienste geleistet und leistet Sie noch.
Wenn trotz seines warnenden Lichtes Schiffe stranden,
so treten die braven Männer von der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, die auf der Insel eine Station eingerichtet haben, in Aktion."
Roter Sand

Der Rotesandleuchtturm

Der Kapitän goß sein Grogglas voll Rum, vergaß Wasser hinein zu tuen und nahm einen kräftigen Schluck von dem stärkenden Trunke.
"Ein, erst in neuerer Zeit erbauter Leuchtturm," setzte er dann seinen Vortrag fort, "ist der Rotesandleuchtturm an der deutschen Küste zwischen Heigoland und Bremerhaven.
Er steht mitten in der Nordsee. 10 m tief in den Sandboden des Meere, ist ein eisernes Fachwerk eingelassen, das mit Beton und Mauerwerk ausgefüllt ist. Darüber ist, durch Faschinenpackung und Steinschüttung gesichert, der steinerne Turm errichtet, der 34,5 m hoch, sein Leuchtfeuer weit hinaus ins Meer erstrahlen läßt.
Auf der Spitze des Turmes flattert stolz im Winde die deutsche Flagge und verkündet den Schiffen der fremden Nationen, daß auch Deutschland sich jetzt zu einer Seemacht ersten Ranges emporschwingt."
"Bravo!" riefen wir und der Kapitän trank den Rest reines Glases aus, gewissermaßen zur Bekräftigung seiner Rede.
Corduan

Leuchtturm auf Cordouan.

"So," meinte der alte Seebär, "nun noch einer zum Abgewöhnen, und dabei erzähle ich Ihnen von dem Leuchtturme auf Cordouan."
"An der französischen Küste!" rief ein junger Steuermann.
"Ganz recht," fuhr der Kapitän fort, "der da vor der Mündung der Gironde auf einem Felsen erbaut ist.
Der Felsen ist der Überrest einer allmählich von den Meereswogen verschlungenen Insel.
Der Turm ist im Jahre 1789; rekonstruiert worden, nachdem das Mauerwerk den Stürmen und Wellen zum Opfer gefallen war.
Er ist nicht weniger als 63 m hoch, und sein Licht ist aus 27 Seemeilen Entfernung zu sehen.
Insofern erfüllt er seinen Zweck ausgezeichnet; aber auch als Bauwerk ist er interessant, und seine eigentümliche Architektur macht ihn sehenswert."

Gr. 84 (Serien 496-510) Album 17